Mittwoch, 30. Januar 2019

Sechster Tag im Ashram

Sechster Tag im Ashram

In den letzten Tagen habe ich den Blog links liegen lassen und nur Tagebuch geschrieben. Jetzt versuche ich mich an einer Zusammenfassung.

- Es war heiß, wahnsinnig heiß, jedenfalls in den Stunden zwischen 10 und 16 Uhr. Wenn es am späten Nachmittag dann abkühlte, kamen die Mücken und man hatte den Wunsch, sich in den Schutz eines geschlossenen Raumes zurückzuziehen. 

- In den ersten Tagen war ich außerdem wahnsinnig müde und schlief jeden Vormittag und jeden Nachmittag unter meinem Mückennetz. Ein Schlaf, aus dem ich dann völlig verschwitzt und verschwollen aufwachte. Die Wasserleitungen liegen in der Sonne, so dass man eine kühle Dusche am Nachmittag kaum möglich war - eher bestand die Gefahr, dass man sich verbrannte.

- Ich habe wieder mal erfahren, dass man sich an alles anpasst und dass man Strategien entwickelt. Ich wandelte meinen Flaschenbehälter in einen kleinen Kühlschrank um,, indem ich ihn ständig neu befeuchtete. Ich füllte den Wassereimer um die Mittagszeit mit Wasser, das dann zumindest auf Raumtemperatur (mindestens 40 Grad in der mit einem Blechdach bedeckten Badezelle) herunterkühlte. 

- Wir gingen an den Morgen ins Dorf, solange es noch kühl war, und nach der Teepause am Nachmittag setzte ich mich irgendwohin und machte eine Skizze von der Vegetation hier. Bananenpflanzen, Kokosnusspalmen, Pfefferranken, Hibiskus, andere, unbekannte Bäume. Das erlebte ich (trotz meiner geringen Fertigkeit auf diesem Gebiet) als besonders befriedigend. Dann machte ich oft Körperübungen in meinem Zimmer.

- Die Gäste kamen und gingen, und einige blieben, so wie wir. An einem Tag machte ich einen Besuch in dem benachbarten Frauenashram, in dem nur drei Nonnen leben, in beinahe ständigem Schweigen; dagegen wirkte unser Ashram beinahe geschäftig und geschwätzig. Heute habe ich Gemüse mit einer Gruppe quirliger Italiener gehackt, die sich fast pausenlos über italienisches Essen unterhielten (vielleicht liegt es daran, dass ich mich heute extrem hungrig fühle).

- Immer wieder kam es zu interessanten Gesprächen mit Gästen, z.B. einem jungen Priester aus Kerala, der momentan in Mumbai Philosophie studiert und eine Arbeit zum dem Thema schreibt, wie es kommt, dass Religionsanhänger zu Gewalt greifen.

- In dem Buch „India in Mind“ ließ ich mich von der westlichen Sichtweise auf Indien zuerst unterhalten und dann ein wenig nerven, so dass ich das Buch nach der Hälfte weglegte und ein anderes Buch in die Hand nahm, die etwas deprimierte Geschichte eines pensionierten Dorflehrers, der von Bildern und Erzählungen seiner Vergangenheit heimgesucht wird, einen stummen Jungen mit Hilfe von Fabeln zu heilen versucht und außerdem medizinische Hilfe für seinen ständig im Aufruhr befindlichen Magen sucht - man ahnt, dass alles irgendwie zusammenhängt. Ein wunderschön geschriebenes Buch von Githa Hariharan, aber nicht gerade ein Seitenwender - oft bin ich beim Lesen eingenickt. 

- Besuch in dem größeren Dorf Kulitthalai, ein wenig abschließendes Shopping (Unterwäsche, Tiffinboxen, ein Kokosseil, um mein Gepäck verschnüren zu können). Das Gekicher der Verkäuferinnen im Siva Klamottenladen, der geschäftstüchtige Tiffinbox-Verkäufer, dessen Tochter in Deutschland lebt, das Lemon Soda mit Salz, die Dhoti-Verkäufer, die beim Anblick des Kokosseils fragen: „Exact purpose, Mam?“

- Immer wieder Berge von Zwiebeln hacken, nach dem Frühstück, und Besuche am Fluss, im weichen Abendlicht.

- An drei Morgen traf ich Panir und zwei seiner Schüler am Fluss, wo sie jeden Morgen den tamilischen Stockkampf Silambam trainierten. Panir brachte mir einige Bewegungen bei, ich zeigte ihm einige Aikidotechniken.

1 Kommentar:

  1. Kann mir vorstellen, dass das Zurückkommen ganz schön schwer ist....oder eher leicht?keine Ahnung. Bin mir nur ziemlich sicher,dass du eine unwahrscheinlich intensive Zeit hast. Stimmts?

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